In Deutschland gibt es mittlerweile über 350 Bahnkilometer in Tunnelanlagen. Circa 35% aller neuen Bahnstrecken befinden sich in Tunneln. Um bei Bahnunfällen auf den Schnellfahrstrecken der 90er Jahre Hilfe leisten zu können , unterhält die Deutsche Bahn 6 Rettungszüge. Hildesheim ist neben Kassel, Fulda, Würzburg, Mannheim und Stuttgart einer der Standorte. Der Rettungszug ist 24 Stunden einsatzbereit. Während dieser Bereitschaftszeit stehen zwei speziell ausgebildete Lokführer nur für den Rettungszug (RTZ) zur Verfügung.
Im Einsatzfall ist der Zug nach ca. 20 Minuten abfahrbereit. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich eine Löschgruppe Berufsfeuerwehr, eine Löschgruppe Freiwillige Feuerwehr, zwei Notärzte, zwei Rettungsassistenten (RA) der Berufsfeuerwehr und weitere 6 RA`s der Hilfsorganisationen auf dem Zug. Eingesetzt wird der Zug dessen nördliche Einsatzgrenze der Escherbergtunnel im Westen Hildesheims ist bis nach Kassel im Süden. Der Zug besteht aus zwei Diesellokomotiven, zwei Transportwagen, einem Löschwasserwagen, einem Sanitätswagen und einem Gerätewagen. Die Diesellokomotiven, die aufgrund ihres Antriebes auch noch bei verminderter Sauerstoffkonzentration im Tunnel fahren können, beispielsweise bei Feuer im Tunnel, sind mit Videobild- und Infrarotkameras ausgestattet. Das ermöglicht den Lokführern die Lokomotive auch bei Sichtbeeinträchtigung zu steuern. Diese Steuerung per Kamera erfolgt jedoch von einem zweiten Loksteuerstand im Transportwagen, da diese mit einem Überdruck belegt, gasdicht sind. Im Gerätewagen des Zuges ist die Beladung eines Löschgruppenfahrzeuges und eines Rüstwagens untergebracht. Zusätzlich verfügt der Gerätewagen über einen 20 to. Greifzug und 4 Diesel Stromaggregate.
Da der Wagen aufgrund seiner Verwendung nicht gasdicht gebaut werden kann, steht für den Maschinisten ein spezielles Atemschutzgerät zur Verfügung. Dieser wird per Schlauchleitung an eine bestehende Atemluftversorgung angeschlossen, so das die eigentliche Atemluftflasche für Notfälle vorbehalten bleibt. Gleiches gilt für den Löschmittelwagen. Auf Ihm sind ein Wassertank mit 20.000 Litern und ein 1.000 Liter Schaummitteltank eingebaut. Gefördert wird das Wasser mit zwei fest eingebauten dieselbetriebenen Tragkraftspritzen TS8/8. Eine fest am Zug installierte Löschleitung erspart das umständliche Verlegen von Rollschläuchen, denn die eventuell zu überbrückenden Entfernungen sind erheblich. Bei einer Länge des Rettungszuges von 200 Metern und einer möglichen ICE Länge von 400 Metern kommt schnell eine Schlauchstrecke von mehreren hundert Metern zusammen und das im Zweifelsfall unter Atemschutzgerät (PA).
Der Sanitätswagen mutet in seinem Inneren wie ein OP an. Zwei Behandlungsplätze mit dem dazugehörenden Equipment stehen den Notärzten zur Verfügung. Die Patienten werden in einer Schleuse, die die Gasdichtigkeit im Inneren garantieren soll, gesichtet und in Kategorien unterteilt. Nach erfolgter Behandlung werden die Patienten über eine elektropneumatische Balgschleuse in den zweiten Transportwagen verlegt. Bei entsprechender Belegung kuppelt der zweite Lokführer die Schleuse ab und fährt mit der zweiten Lokomotive und dem Transportwagen 2 aus dem Tunnel und übergibt die Verletzten am vorher festgelegten Rettungsplatz. Bei der Rückfahrt nimmt er Verstärkungskräfte die von den ortsansässigen Freiwilligen Feuerwehren gestellt werden mit in den Tunnel. Durch ein elektronisches Zählwerk kann der Lokführer Zentimetergenau am Rest des Zuges ankoppeln um Erschütterungen zu vermeiden. Im Regelfall werden bei einem Unfall im Tunnel zwei Rettungszüge von den beiden Tunnelseiten eingesetzt. In den Umluft unabhängigen Wagen können sich zusammen max. 130 Personen 3 Std. aufhalten.